Update. PayTechTalk 21 – PayPal, was geht? Ich sags Dir ganz konkret.

PayTechTalk 21 – PayPal, was geht? | PayTechLaw
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Der PayPal-Button ist fast überall, aber wie geht es weiter? Woher kommt neues Wachstum? Macht PayPal bald eine Bankfiliale auf? Viele Fragen. Es ist also an der Zeit, einmal nachzuhaken.

PayPal, was geht? Frank sagts uns ganz konkret

Und konkret geantwortet hat Frank Keller, seit 2016 der Geschäftsführer PayPal DACH. Mit ihm habe ich mich u.a. auch darüber unterhalten, welche Pläne PayPal für die Zukunft hat, wie das Unternehmen mit dem Thema Surcharging umgeht, was das Urteil des BGH zum Käuferschutz bedeutet und welche Auswirkungen die Aufkündigung der bisherigen Kooperation durch eBay für die Zukunft hat.

Viel Spaß mit PayTechTalk 21.

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Transkript des Podcasts

Für alle, die lieber lesen als hören, kommt hier das Transkript unseres Gespräches. Viel Spaß damit.

Susanne: Hallo zur nächsten Runde von PayTechTalk. Hier ist Susanne Grohé und ich habe heute die besondere Freude, mit Frank Keller, dem Geschäftsführer von PayPal DACH zu sprechen. Frank, schön, dass du da bist.

Frank: Hallo, Susanne.

Susanne: Hi Frank. Unser Blog, wie du weißt, heißt PayTechLaw, von daher kommen meine Fragen auch aus diesen drei Gebieten: Payment, Tech und Law. Da freue ich mich ja besonders drauf – du  dich vielleicht nicht so. Aber fangen wir erstmal mit Payments an: Also wenn ich mir das angucke: Payment ist ja wirklich überall und ich frage mich, wo kommt denn das neue Wachstum her? Eigentlich habt ihr ja schon alle Händler, oder?

Frank: Wir sind recht erfolgreich in den letzten Jahren gewachsen. Ungefähr 90 Prozent aller Händler in Deutschland bieten PayPal an und die Frage ist durchaus berechtigt. Aber wenn wir uns die Endkunden- oder Verbraucherseite angucken, dann haben wir noch 40 Millionen Verbraucher, die noch von PayPal überzeugt werden wollen. Das ist eine große Aufgabe für uns, der Hauptwachstumsbereich. Der zweite Wachstumsbereich: Wir haben uns gewandelt vom reinen Button-Anbieter für die PayPal-Bezahlmethode hin zu einer Payment Plattform Company. PayPal PLUS ist im Mittelstand – für kleinere und mittlere Onlineshops – ein sehr erfolgreiches Produkt. Hier wachsen wir auch sehr stark und diese breitere Produktpalette vertreiben wir auch an die Großzahl unser Händler. Und zum Dritten machen wir Fortschritte in neue Themengebiete, und auch die Industrie bleibt nicht stehen. Es kommen jeden Tag neue Händler, neue Unternehmen auf uns zu mit neuen Geschäftsmodellen, wo Bezahlen essenziell wichtig ist und da gibt es viel zu tun. Und last but not least sind wir immer noch im Onlineumfeld unterwegs. Die Grenzen zum Offline, zur realen Welt verschwimmen. Wir machen das mit verschiedenen Apps und ähnliches und auch dort gibt es einen Riesenmarkt, der vor uns liegt. Also uns wird bei Langem nicht langweilig.

Susanne: Ja, ne, langweilig und PayPal – auch aus eigener Erfahrung – passt nicht immer so zusammen. Allerdings: In der Öffentlichkeit wird es ein bisschen doch so gesehen, dass PayPal langweilig wird und zwar ihr macht ganz viele Sachen: es gibt die Kooperation mit Kreditkarten – Visa, MasterCard – und dann macht ihr Ratenkredite, das ist jetzt eigentlich nicht so „The Next Frontier in Digital“, sondern das klingt ja eher so, als ob ihr wie eine Bank sein wollt. Macht ihr bald den „Amazon-Move“ und ihr macht noch eine Filiale auf und du stehst am Schalter?

Frank: Wenn man sich anschaut, was seit der Trennung von eBay 2015 passiert ist, dann haben wir uns ganz klar wegpositioniert vom Teil eines großen Retailers hin zu einem Finanzdienstleister und entsprechend schauen wir auch, wie wir uns im Ecosystem aufstellen müssen. Payments wird komplexer, ist komplexer geworden und wir müssen mit bestimmten Playern zusammenarbeiten, um das Thema insgesamt nach vorne zu treiben. Das betrifft einerseits natürlich die Kreditkartennetzwerke Visa und MasterCard, wo wir ein großer Player sind, aber die auch für uns sehr wichtig sind, auch um moderne Technologien nach vorne zu bringen – Thema „Tokenization“. Das betrifft große Technology-Plattformen. Wir haben Partnerschaften mit Google und Facebook gemacht, um dort in den Plattformen auch neue Themen nach vorne treiben zu können. Das betrifft aber auch die Banken, wo wir in den USA angefangen haben, strategische Partnerschaften mit großen Playern zu machen. Das hängt damit zusammen: Wir haben gemeinsam eine große Kundenbasis und wir haben gesehen, dass immer dann, wenn wir uns mit denen zusammentun, dass in dem Moment es auch für unsere Kunden gut ist. Eine Win-Win-Situation für die Banken, unsere Kunden und auch uns. Es ist einfach Win-Win-Win sozusagen.

Susanne: Ja, aber jetzt sind die Banken vielleicht auch der natürliche Feind, jedenfalls wird das von außen so wahrgenommen. Weil beispielsweise in Deutschland sind die ja ganz klar an den Start gegangen mit paydirekt, was – wie viele sagen – ja ein PayPal-Klon ist. Aber auf jeden Fall ist es ein Konkurrenzprodukt. Wie gerne wollen die mit dir sprechen?

Frank: Das ist wie immer so, wenn große Partner miteinander sprechen, dass man in einigen Bereichen konkurriert, in anderen Bereichen kooperiert. „Coopetition“, wie es so schön heißt auf Neu-Deutsch. Und ich muss feststellen: In den USA haben wir ein modularisiertes Angebot geschaffen. Ein Beispiel ist, dass Kreditkarten, die die Banken als Issuer ausgeben, regelmäßig ablaufen. Wenn die bei uns „on file“ sind und entsprechend abgelaufen sind, können sie PayPal nicht mehr nutzen. Das tut auch den Banken nicht gut. Dank der Kooperation mit den Banken und auch den Kartennetzwerken können wir automatisch diese Kreditkarten aktualisieren und das ist für beide Seiten gut an der Stelle. Ich sehe auch Ähnliches hier in Deutschland. Wir sind ganz am Anfang von diesen Themen und sicherlich mit der DKB – du weißt das schon seit 2014 – in einer Kooperation. Aber ich sehe jetzt unisono Bereitschaft, zumindest mit uns zu reden.

Susanne: Selbst bei den Sparkassen?

Frank: Ich würde sagen, auf allen Seiten ist Bereitschaft, zu reden. Wie weit das dann in Umsetzung geht, ist eine ganz andere Frage. Aber ich sehe, dass man versteht, dass man gemeinsam an einen Tisch kommen muss. Das ist sicher bei dem einen Institut einfacher als bei dem anderen, aber ich bin recht zuversichtlich, dass wir da gemeinsam nach vorne kommen.

Susanne: Was sagst du den Banken, warum lohnt es sich, mit PayPal zusammenzuarbeiten?

Frank: Die Kunden nutzen beide Systeme. Die nutzen das Girokonto für ihr tägliches Leben. Sie nutzen aber PayPal immer dann, wenn es ums Onlineshopping geht. Die Komplexität, die wir ihnen in den Weg legen, indem unsere Systeme nicht gut miteinander integriert sind, ist etwas, das die Kunden nicht gut finden. Deswegen müssen wir zusammenarbeiten, weil ansonsten weichen sie auf Alternativen aus. Ich mache ein Beispiel: Wenn die Kreditkarte abgelaufen ist, wechselt man eben zu einer anderen Zahlart, um weiter mit PayPal bezahlen zu können. Wenn es Probleme gibt, weil es höhere Ablehnungsquoten bei dem Girokonto der einen Bank gibt, dann nutzt man das andere. Die Kunden haben Möglichkeiten zum Ausweichen – und sie tun es auch. Und deswegen lohnt sich auch eine Kooperation für beide Seiten.

Susanne: Ganz anderes Thema: Der große Paukenschlag, den es zu Anfang des Jahres gab, war, als eBay verkündet hat, dass sie jetzt Adyen nehmen und nicht mehr PayPal. Wie sehr trifft das Deutschland, weil das eBay -Geschäft hier traditionell recht groß ist und auch der PayPal-Anteil?

Frank: Wir haben uns 2015 von eBay getrennt bzw. die Firmen wurden auseinander getrennt. Damals war eine gemeinsame Kooperationsvereinbarung für fünf Jahre festgelegt worden. Da ist jetzt die Hälfte rum und wir sind alle davon ausgegangen, dass damit auch Veränderungen in der Payment-Landschaft einhergehen werden. Was für uns besonders wichtig war (als PayPal für unsere Händler, aber auch für unsere Verbraucher), dass die PayPal-Bezahlmethode auch weiterhin auf eBay angeboten wird. Dafür haben wir jetzt ein Turnsheet vereinbart, dass das auf jeden Fall bis 2023 der Fall sein wird. Insofern ändert sich erstmal für die Verbraucher und die Händler, was PayPal als Bezahlmethode angeht, nichts. Was sich verändert, sind die Dinge außen herum. Da hat sich eBay für einen anderen Anbieter entschieden. Das ist aber nicht das Kerngeschäft. Für uns war es wichtiger, dass wir Wachstumsmöglichkeiten außerhalb von eBay auch wahrnehmen können. Unser Merchant Services Geschäft, also unser Geschäft außerhalb von eBay, wuchs im vierten Quartal 2017 um 36 Prozent und dieses hohe Wachstum, das wir da hinlegen, führt dazu, dass ein Geschäft, das globale eBay-Geschäft, von heute noch 13 Prozent runter geht auf 4 Prozent bis 2020. Und so nimmt auch in Deutschland die Bedeutung ab. eBay ist aber und bleibt auch ein sehr wichtiger Partner in Zukunft. Gerade auch in Deutschland ist unsere Zusammenarbeit sehr sehr gut, ich würde sagen, global gesehen mit am besten. Ich treffe mich regelmäßig mit dem Geschäftsführer, wir vereinbaren, wie wir miteinander nach vorne schauen und das wollen wir auch in Zukunft tun.

Susanne: Mal weg vom Thema Payments, mehr zu Tech: Was ist denn aus deiner Sicht so „The Next Hot Thing“ auf der Seite bei Payments technisch gesehen?

Frank: Also besonders begeistert bin ich von den Möglichkeiten, dass Transaktionen in Zukunft im Kontext stattfinden. Das heißt, dass wir in eine natürlichere Art und Weise kommen, wie Geschäfte stattfinden. Dass man in einem gewissen Kontext eine Nutzererfahrung hat, inspiriert wird, Transaktionen abzuschließen, ohne aus dem Kontext rauszugehen.

Susanne: Du meinst sowas, was in der Branche „Contextual Commerce“ genannt wird?

Frank: Contextual Commerce, genau. Da in dem Kontext Payment fast in den Hintergrund rückt als Selbstverständlichkeit, das ist – glaube ich – wo der nächste Schwung an Wachstum stattfindet, weil plötzlich ganz neue Möglichkeiten da sind. Es werden auch neue Formfaktoren sein. Voice Commerce ist ein großes Thema. Plötzlich ist der Bildschirm nicht mehr da, wo man Interaktionen machen kann. Das hat auch Herausforderungen. Nicht alles funktioniert da gut, aber das ist total spannend in dem Umfeld. Weiterhin bin ich fest davon überzeugt, dass die Grenzen von On- und Offline dadurch auch verschwimmen werden. Wir warten ja schon lange darauf, dass auch das mobile Bezahlen stärker im Offline-Umfeld stattfindet. Ich glaube, da hat sich noch nicht der große Durchbruch ergeben, aber da werden wir in den nächsten Jahren auch noch sehen, wie sich Einiges bewegt. Damit wird sich nicht das Bargeld abschaffen, das wird uns noch lange erhalten bleiben, aber es gibt verschiedene Nutzergruppen. Gerade unsere PayPal-Nutzer sind sehr innovativ und wollen auch mit diesen neuen Formfaktoren und Art und Weisen zu bezahlen, ihre Erfahrungen machen.

Susanne: Natürlich so ein Riesenthema, worüber wir jetzt alle reden, ist Blockchain. Und jetzt fragen natürlich alle: „Was macht PayPal mit Blockchain?“ Irgendwas oder eigentlich nichts?

Frank: Unser Tochterunternehmen Braintree bietet tatsächlich oder bot seit Jahren Bitcoin-Zahlungen für Händler an. Wir haben festgestellt, die Nutzernachfrage ist an der Stelle noch nicht so hoch. Wir haben uns da an die „Forefront“ gewagt und es auch technisch abgebildet. Die Nutzung hält sich noch sehr in Grenzen. Wir haben ein ganzes Team draufsitzen, um zu schauen, was bewegt sich da, wozu kann man es auch nutzen? Das ist noch nicht so ganz verstanden, es ist auch noch kein skalierbarer Anwendungszweck bekannt. Es werden mit Smart Contracts interessante Sachen gemacht. Ich glaube, dass z.B. der Bereich KYC durchaus ein interessanter Anwendungsbereich sein könnte. Aber wir gucken uns das von der Seitenlinie an. Wir experimentieren damit. Bei uns wird es in die Plattform reinkommen, in dem Moment, in dem wir einen skalierbaren Anwendungsnutzen haben.

Susanne: Du hast gerade das Thema KYC genannt und das ist ja eigentlich ein „Pain Point“ für alle Zahlungsdienstleister. Siehst du da zumindest mittelfristig eine technische Lösung, die zumindest kundenfreundlicher ist?

Frank: Die PSD2 reguliert das Thema ja jetzt und wo wir sehr intensiv am Arbeiten sind, ist, mit dem Regulierer zusammen zu schauen, dass wir sehr wohl starke Authentifizierung haben auf der einen Seite, auf der anderen Seite aber auch risikobasierte Modelle zulassen. Es macht keinen Sinn, wenn du in dein Bad gehst, es genauso abzuschließen, wie deinen Tresor. Wenn du aber dein Haus verlässt und dann auch für drei Wochen weg bist, dann willst du auch deine Alarmanlage scharf schalten. Das willst du nicht, wenn du abends ins Bett gehst. Ich glaube, das Gleiche müssen wir auch auf Payment anwenden und wir müssen starke biometrische Authentifizierungsmethoden haben. Wir brauchen risikobasierte Modelle, so dass Sicherheit und auf der anderen Seite Nutzbarkeit vereinbar sind.

Susanne: Jetzt kommen wir zu meinem Lieblingsthema: „Legal“. Der BGH hat ja entschieden, dass die Entscheidung beim PayPal-Käuferschutz nicht final ist. Es kamen zwei Urteile nacheinander raus und der BGH hat letztlich gesagt, ein Gericht kann es auch anders entscheiden als PayPal. Eine große deutsche Zeitung hat daraufhin getitelt „Das ist das Ende von PayPal“. Das habe ich jetzt auch nicht ganz so gesehen – aber merkt ihr jetzt im Praktischen den Einfluss von solchen Urteilen?

Frank: Uns gibt es ja immer noch, es war also nicht das Ende. Für uns war das eigentlich eine Riesenchance, über den Käufer- und Verkäuferschutz Aufklärung zu betreiben. Was ich auch absolut okay finde, dass in einem wirklich berechtigten Fall jemandem die Möglichkeit offen steht, dies nochmal richterlich klären zu lassen. Das ist absolut in Ordnung.

Susanne: Ich glaube, da stand eigentlich immer drin, dass die Gerichte damit nicht ausgeschlossen sind.

Frank: Selbst der BGH hat gesagt, dass das System von PayPal ein vorgerichtliches, kostengünstiges, schnelles Verfahren ist, Streitigkeiten beiseitezulegen und sich zu einigen. Dazu dient der Käuferschutz. In 99,99 Prozent der Fälle wird das auch der Fall sein. Die Wahrscheinlichkeit, dass ein echter Betrüger, vor dem wir ja auch unsere Verbraucher schützen wollen, dass der tatsächlich vor Gericht geht, halte ich für gegen Null gehend. Tatsächlich werden die meisten Fälle über PayPal und teilweise sogar ohne uns beigelegt. Und insofern glaube ich: Das ist eine gute Sache, die uns letztendlich auch geholfen hat, den Käuferschutz besser zu erklären.

Susanne: Wo ihr in letzter Zeit ja auch ein bisschen in der Kritik standet, aber andererseits auch gelobt wurdet, ist das Thema „Surcharging“, weil ihr das in den AGB verboten habt. Die Kritik hängt sich vor allem daran auf, dass die vielen Kleinhändler das jetzt nicht mehr dürfen, die müssen ja die AGBs abzeichnen, die Großen aber individuelle Verträge haben und da erlaubt ihr das. Es gibt ja prominente Beispiele wie die Bahn, und das sieht man sehr prominent in der Onlinebuchung oder in der App, dass man dann bei der PayPal-Zahlung einen Aufschlag zahlen muss. Was sagst du denn den Kritikern dazu?

Frank: Die PSD2 hat ja PayPal ausgenommen, zumindest bei der Überführung in nationales Recht. Wir haben aber die Möglichkeit, das mit den Händlern direkt zu klären. Wir haben das getan, indem wir die AGBs geändert haben. Allerdings sind nicht alle Händler über die AGBs geregelt, sondern wir haben mit vielen Händlern auch Einzelvereinbarungen geschlossen. Durch die AGB-Änderungen sind nicht auch die Einzelvereinbarungen automatisch mitgeändert. Wir sind momentan dabei, mit jedem dieser Händler in das Gespräch zu gehen, um dahinzukommen, dass Surcharging für PayPal deutschlandweit in Zukunft ausgeschlossen sein wird.

Susanne: Wie sind die Reaktionen bei denen?

Frank: Wir als Management-Team sind der Meinung, dass ein Kunde die Möglichkeit haben soll, die Zahlart seiner Wahl auszuwählen. Deswegen bin ich persönlich auch davon überzeugt, dass Surcharging für PayPal in Zukunft nicht mehr stattfinden soll und entsprechend sind auch die Gespräche mit den Händlern.

Susanne: Nochmal so ein unangenehmes Thema – schade, dass die Rechtsthemen immer so unangenehm sind. Aber ich hab noch was Gutes danach: Der VZBV, das entnehme ich deren Pressemitteilung, hat euch abgemahnt, weil die AGB zu lang und deswegen intransparent sind. Was sagst du denn dazu?

Frank: Du weißt das fast besser als ich. Es gibt viel zu regeln. Es ist ein komplexes Feld, in dem wir drin sind. Wir haben eine Informationspflicht. Wir haben eine ganze Menge von Themen, die wir regeln müssen. Das führt tatsächlich dazu, dass unsere AGB heute 80 Seiten lang sind. Die könnten weniger lang sein, indem wir die Sprache verkürzen und komprimieren, da haben wir uns dagegen entschieden. Von den 80 Seiten sind 15 tatsächlich Tabellen und Anhänge, wir haben Gliederungspunkte drin, die das Ganze in die Länge strecken, insofern gehe ich nicht mit, zu sagen „lang = unverständlich“. Wir überlegen tatsächlich im Moment, ob wir noch zusätzlich die AGBs in eine leichte Sprache übersetzen sollten. Ich habe einen ersten Entwurf gesehen: dadurch werden die AGBs länger. Es ist keine einfache Sache, einen sehr komplexen Sachverhalt, jemandem der juristisch nicht gebildet ist, darzustellen – und das auch noch kurz und knapp zu machen. Wir haben es auf unserer Website so gemacht, dass wir einfach PayPal kurz und knapp erklärt haben. Das ist natürlich nicht der vollumfängliche legale Kontext, der kann nur in AGBs geregelt sein, die umfänglich die Dinge regeln – und entsprechend sind die lang. Wir arbeiten daran, die Sachen immer einfacher zu machen, deswegen machen wir auch regelmäßig AGB-Updates. Wir schauen es gerade im Moment auch an, wo es vielleicht Nachbesserungsbedarf gibt, aber grundsätzlich geht das Problem, dass wir viel regeln müssen, nicht weg.

Susanne: Du hast es auch angedeutet, es gibt sehr sehr viele Pflichten, auch in der PSD2, was muss da alles drin stehen? Es gibt vorvertragliche Informationspflichten… Es ist jetzt vielleicht ein bisschen mehr mein Statement, ich will dir nichts in den Mund legen – aber das ist schon ein bisschen merkwürdig, dass der Gesetzgeber sagt, das muss da alles drinstehen, aber es muss kurz sein. Also, dass es kurz sein muss, sagt der Gesetzgeber gar nicht, das sagt der VZBV, aber das ist irgendwo die Quadratur des Kreises.

Frank: Der VZBV sagt auch, dass PayPal nicht die Einzigen sind, die das so machen. Das ist eher branchensymptomatisch, was aber auch zeigt, dass wir alle vor der gleichen Herausforderung stehen und ich würde mir wünschen, dass zumindest Vorschläge kommen, wie wir das denn auch besser machen könnten. Da habe ich bisher sehr wenig gehört.

Susanne: Ich verstehe, dass man sagt, wenn ich das auf einer App habe, wenn ich das lesen muss, dass ich das lesen muss. Auf der anderen Seite habe ich mir auch schon Gedanken gemacht, man könnte ja überlegen, man lässt sich das vorlesen? Nur, wer hält das denn aus? Also das würde ich ja noch nicht mal aushalten. Ich meine, man muss ja realistisch bleiben. Welcher Verbraucher lässt sich das denn vorlesen? Zum Einschlafen statt Schäfchen zählen? Ich weiß nicht, so einfach ist es glaube ich nicht, aber gut… Nach diesem schönen Thema habe ich nur noch eine Abschlussfrage: Welche Regulierung lässt dich denn nicht schlafen?

Frank: PSD2 treibt uns momentan sehr rum. Ich habe es ja schon gesagt: Starke Authentifizierung ist das Thema, da haben wir unsere Hausaufgaben erledigt, was Compliance angeht. Ich glaube, jetzt geht es um zwei Dinge: Wie macht man die Nutzererfahrung bestmöglich, sodass wir nicht über das Ziel hinausschießen? Und dann sind wir jetzt auch dabei: Wie können wir das auch nutzen, um neue Möglichkeiten zu öffnen? Tatsächlich sehen wir Regulierungen nicht nur als Hürde, sondern auch als Möglichkeit, und daran arbeiten wir momentan sehr stark. Insofern ist es nicht nur schlecht schlafen – eher weniger. Es geht mehr darum, wie können wir das Beste daraus machen und wie können wir unseren Kunden neue Möglichkeiten erschaffen?

Susanne: Siehst du da irgendetwas Konkretes, woran ihr arbeitet, was du sagen darfst?

Frank: Das lassen wir lieber nochmal.

Susanne: Na gut, dann lassen wir uns überraschen. Es hat mich sehr gefreut, mit dir zu sprechen und nach diesen Ankündigungen komme ich natürlich gerne nochmal. Danke, Frank.

Frank: Sehr gerne, danke dir.

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Über Dr. Frank Keller

Dr. Frank Keller ist seit August 2016 Geschäftsführer von PayPal Deutschland, Österreich und der Schweiz. Der am Hasso Plattner Institut promovierte Software-Ingenieur kam 2011 als Head of Strategy & Business Operations zu PayPal und war ab 2012 vor allem für das Geschäft des im selben Jahr akquirierten Rechnungsdienstleisters BillSAFE verantwortlich. Ab 2014 leitete er das Großkundengeschäft von PayPal in Deutschland, Österreich und der Schweiz und verantwortete die Zusammenarbeit mit dem Online-Marktplatz eBay. Bevor er
zu PayPal kam, gründete beziehungsweise leitete er zwei Start-up-Unternehmen in Berlin aus den Bereichen IT und Outsourcing und war darüber hinaus für ein Telekommunikationsunternehmen in Malaysia tätig.

Über PayPal

PayPal (Nasdaq: PYPL) setzt sich für die Demokratisierung von Finanzdienstleistungen ein. Damit sollen Menschen und Unternehmen die Möglichkeit bekommen, an der globalen Wirtschaft teilzunehmen und erfolgreich zu sein – basierend auf der Idee, dass der Zugang zu Finanzdienstleistungen Chancen schafft. Mit seiner offenen digitalen Bezahlplattform ermöglicht es PayPal seinen 227 Millionen aktiven Kontoinhabern, sich auf neue und leistungsfähige Art zu verbinden und Geschäfte zu tätigen – egal, ob diese online, auf einem mobilen Gerät, in einer App oder persönlich stattfinden. Durch eine Kombination aus technologischen Innovationen und strategischen Partnerschaften schafft PayPal bessere Wege, Geld zu verwalten und zu bewegen, bietet Auswahl und Flexibilität beim Senden von Zahlungen, beim Bezahlen und bezahlt werden. Die PayPal-Plattform inklusive Braintree, Venmo und Xoom steht in mehr als 200 Märkten weltweit zur Verfügung. Verbraucher und Händler können Geld in mehr als 100 Währungen empfangen, Geld in 56 Währungen auf ihr Konto abheben und in 25 Währungen Guthaben auf ihrem PayPal-Konto halten.

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